HINTERGRUND
Projektstart und Kernziele:
Die Arbeitsgruppe Hitze begann im Sommer 2023 ihre Aktivitäten in Bad Kreuznach mit dem besonderen Fokus auf die „Hitzesensitivität vulnerabler Gruppen“. Die AG hat es sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung besonders gefährdeter Gruppen während Hitzewellen voranzubringen. Dies soll in Kooperation mit Interessenverbänden, der Zivilgesellschaft, der Stadtverwaltung und Akteuren der Stadtgesellschaft sowie interessierten und engagierten Bürger*innen geschehen. Schwerpunkt wird dabei die Veröffentlichung von Medien sein. Wichtige Informationen werden verständlich und nachvollziehbar – hilfreich für Alle – aufbereitet. Des Weiteren gehören barrierefreie Kommunikation und Interaktion zu den Aktionsfeldern der AG. Aufklärungsmaßnahmen zum Umgang mit Hitze sowie Analysen und Verhaltenstipps, die für alle Gruppen relevant sind, werden zusammengetragen und zur Verfügung gestellt. Inklusive Hitzeaktionspläne, gekoppelt an barrierefreie Hitzewarnsysteme, sind der geforderte Standard.
Von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der AG-Ziele ist die „Hitze-Befragung 2024“ in Bad Kreuznach, bei der es im Kern um die persönliche Wahrnehmung von Hitze im öffentlichen Raum geht.
Durch die Ergebnisse der Umfragen sollen so konkrete Aussagen über die Belastung der Bevölkerung, insbesondere der Risikogruppen getroffen werden, um entsprechende Maßnahmen in der Stadt auf den Weg zu bringen. Im Sommer 2025 werden die Befragungsergebnisse dann schließlich auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Gerade Menschen mit Beeinträchtigungen, die eine nennenswerte Schnittmenge mit gesundheitlich- und mobilitäts eingeschränkten Senior:innen bilden, stehen bei der Hitzebefragung 2024 im Fokus. Später sollen dann auch andere vulnerable Gruppen wie chronisch Kranke, Menschen mit psychichen Belastungen, FLINTA (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen) Kinder, Schwangere, Wohnungslose und Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung usw. ausgeweitet werden.
Warum es erforderlich ist jetzt zu handeln
Da sich bisher nur wenige Städte diesem Thema gewidmet haben, trotz ansteigender Hitzewellen und umfassender Klimawandelprognosen in der Vergangenheit, sind die Lücken in Versorgung und Prävention heute zunehmend zu spüren. Bis auf vereinzelte kommunale Beispiele werden gerade die vulnerablen Gruppen, vor allem aber die Menschen mit Behinderung, in den Hitzeaktionsplänen bislang nur mangelhaft oder gar nicht berücksichtigt, was zu gravierenden gesundheitlichen Schäden durch Mehrfachbelastungen führen kann. Dabei sind Menschen mit Behinderungen und starken Beeinträchtigungen besonders gefährdet, da die Klimawandelfolgen bestehende Ungleichheiten im Bereich der Gesundheit und Gesundheitsversorgung massiv verstärken können. Es ist daher von großer Bedeutung, Hitzeschutzpläne zu entwickeln, die die Bedürfnisse dieser vulnerablen Gruppen gezielt berücksichtigen.
Mit dem globalen Problem des Klimawandels bekommt die Hitzeproblematik in Kommunen eine Aufgabe, die sie ohne Klimagerechtigkeit oder „Climate Justice“ nicht lösen kann.
Ebenso wie bei unserer Rolle als globaler Norden auf internationaler Ebene müssen vergleichbare Prozesse vollzogen, zum Beispiel in einer Stadt eine gerechte Teilhabe und Schutz ermöglicht werden. Dies kann nur geschehen, wenn es Gruppen gibt, die sich selbstermächtigen und sich nach dem Selbsthilfe-Prinzip (Hilfe zur Selbsthilfe) organisieren. Dabei darf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung aber niemals aus dem Blick verloren werden. Menschenrechte sind niemals Verhandlungssache, sondern eine gemeinsame Grundlage, auf die wir uns als Gesellschaft stützen. Wirtschaftliche Grundsätze, Regeln und Zielsetzungen gehören zwar zu unserer globalisierten Welt, dürfen aber nicht zum Selbstzweck werden und auf Kosten der Unversehrtheit der Bevölkerung angewendet und aufrechterhalten werden.
Klimawandelfolge „Extreme Hitze“
Nach Berechnungen der Bundesregierung können alleine in Deutschland die Folgen des Klimawandels bis 2050 Kosten zwischen 280 und 900 Milliarden Euro verursachen. Abgesehen davon ist es eine humanitäre Katastrophe: Denn Hitze ist keine harmlose Erscheinung, sondern kann massive gesundheitliche Beeinträchtigungen fördern und bis zum Tod führen. Als nur eine von vielen Auswirkungen des Klimawandels, zu dessen Bekämpfung sich die Bundesrepublik rechtskräftig durch das Pariser Klimaabkommen verpflichtet hat, ist Hitze ein massives Problem der gesamten Menschheit. Daher unterstützen wir bundesweite sowie internationale Klimaklagen und juristische Forderungen nach einer Ökozid-Gesetzgebung. Wir solidarisieren uns mit den Bewegungen, die für vulnerable Gruppen auf der ganzen Welt einstehen, die sogenannten MAPA-Gruppen (Most affected people and areas) und unterstützen Klimagerechtigkeitskämpfe auf der ganzen Welt. Nur im Verbund können wir Menschenleben retten und uns langfristig schützen.